Ortsbeirat Südstadt, 05.06.2025
Schrödingers Baugebiet oder vom Unmut eines Wohnblocks
Entgegen aller Erwartungen und Vorhersagen glich diese Sitzung nicht dem Hamsterrad der letzten Monate – vielmehr war sie sehr abwechslungsreich.
Die Ernst-Haeckel-Straße ist Zeuge eines experimentellen Schauspiels, das nicht mal der Wissenschaftler Erwin Schrödinger hätte besser inszenieren können. Anwohner der Straße waren schon einmal an der OBR herangetreten, um Infos darüber zu bekommen, warum dort an einem unbebauten Grundstück Arbeiten stattfanden. In der Sitzung vom letzten Donnerstag konnte zumindest ein wenig Licht ins Dunkel gebracht werden: Diese besagte Fläche wurde im Rahmen eines Grundstücktausches vor ein paar Jahren an eine Tochterfirma der OSPA getauscht. Diese plant nun dort ein Wohngebäude mit 20 Wohneinheiten zu errichten. So weit, so gut. Allerdings konnten wir den Sorgen der Bewohner über zu hohe Verschattung, Befürchtungen über mangelnde Bauabstände oder fehlende Bürgerbeteiligung nur bedingt besänftigen. Das Problem? Der Bauantrag ist nämlich noch nicht beschieden, dementsprechend finden auch keine offiziellen Arbeiten an dieser Fläche statt und der OBR ist offiziell nicht über das Vorhaben informiert. Wir wussten nur deshalb Bescheid, weil wir intensiv nachgeforscht hatten. Die bisherigen Bauarbeiten, die die Anwohner beobachten konnten, betrafen das Umlegen der dortigen Fernwärmeleitung. Auf solch einer darf nämlich kein Haus gebaut werden. Diese Bauarbeiten fanden getrennt von dem Bauantrag statt, in der Hoffnung, dass das Vorhaben genehmigt wird (wenn nicht wurde die Leitung umsonst umgelegt). Offiziell wird noch nicht gebaut, aber es wird gebaut: Schrödingers Baugebiet halt. Die Bedenken der Bürger haben wir entgegengenommen, wir können aber erst im Rahmen der Möglichkeiten agieren, wenn uns der Bauantrag offiziell vorliegt. Dies sollte im Herbst 2025 der Fall sein.
Uns lagen auch einige Anträge vor. Der OBR hat einem Antrag des OBR-Stadtmitte zugestimmt, in dem es darum geht, die maximale Fördersumme aus dem Ortsbeiratsbudget für natürliche Personen von 500 auf maximal 2000 Euro zu erhöhen. Ziel ist es, gemeinnützige Initiativen den Zugang zu Fördermitteln zu entbürokratisieren – um größere Summen zu erhalten, müssten diese Initiativen immer eine Vereinsstruktur vorweisen, auch wenn es sich nur um einmalige Förderzwecke handelt.
Am Mittwoch vor der OBR-Sitzung hat die Bürgerschaft auch auf Treiben der SPD-Fraktion die Räumung der Flächen „Beim Pulverturm“ beschlossen. Zur Widerherstellung der Sicherheit und der Reduktion der Brandgefahr soll die Fläche so schnell wie möglich geräumt werden.
Zur Freude des Kulturausschusses des OBR, in dem ich Mitglied bin, kam auch kulturelle Themen zur Sprache. Die städtische Kulturkoordinatorin Frau Nagorny hat uns den bisherigen Ablauf und die nächsten Schritte bei der Entwicklung des Kulturentwicklungsplans erläutert. Die Hansestadt hat nämlich beschlossen, einen Plan zur Kulturentwicklung in der Stadt für den Zeitraum von 2025 bis 2035 auszuarbeiten und dann umzusetzen. Im Dezember bis Februar fand in diesem Zusammenhang eine Online-Bürgerumfrage statt, bei der die Einwohner und Einwohnerinnen ihre Anregungen einbringen konnten. Vom 7. bis zum 24. Juli gibt es eine Ausstellung zu den Ergebnissen im Rathausfoyer, am 22.6 findet eine Infoveranstaltung der Oberbürgermeisterin zum Thema statt und im Oktober wird der Kulturentwicklungsplan voraussichtlich im OBR vorgestellt.
Hinzu kommt, dass ein Antrag, den der Kulturausschuss dank meiner Initiative in den OBR eingebracht hat, mit großer Mehrheit beschlossen wurde. Dieser sieht vor, dass Oberbürgermeisterin damit beauftragt wird, Wege und Möglichkeiten zum Erweiterungsbau des SBZ „Heizhaus“ zu prüfen und die Ergebnisse mitzuteilen. Als sozialer und kultureller Treffpunkt ist das SBZ ein Eckpfeiler des Gemeinschaftslebens in der Südstadt und wird von Einwohnern aller Generationen gerne genutzt und geschätzt. Seit langem stößt insbesondere der Standort „Heizhaus“ an seine räumlichen Grenzen, weshalb vor ein paar Jahren schon einmal ein Erweiterungsbau auf der To-Do-Liste stand. Der Antrag geht nun zum Beschluss in die Bürgerschaft – auch aber nicht nur, um das Thema wieder in die Köpfe der Bürgerschaftsmitglieder zu bringen – sodass bei Zustimmung die Verwaltung am Zug ist.
Um wie immer mit einer positiven Nachricht abzuschließen: Der OBR hat dem Verein Straßensport e. V. 2000 Euro aus dem Ortsbeiratsbudget bewilligt. Mit diesen Mitteln möchte der Verein Sportmatten anschaffen, um neue Kurse im Kickboxen für verschiedene Altersgruppen anzubieten sowie das Funktionelle Fitnesstraining weiterhin sicher durchführen zu können.