Ortsbeiratsbericht vom 02.10.2025
Schrödingers Baugebiet – es ist wieder da
In der Ortsbeiratssitzung vom 02. Oktober hatten wir mit dem Rahmenplan Südstadt ein sehr umfangreiches Thema auf der Tagesordnung. Doch zuerst haben wir uns anderen Themen widmen müssen.
Die AfD hat in 10 verschiedenen Ortsbeiräten bzw. in den Stadtteilen Südstadt, Dierkow, Evershagen, Schmarl, Toitenwinkel und noch ein paar anderen den gleichen Antrag eingebracht. Dieser forderte die Oberbürgermeisterin dazu auf, die Versorgung mit Abfallbehältern in den gegebenen Stadtteilen zu überprüfen und einen Maßnahmenkatalog inklusive Kostenschätzung zur Verbesserung der Müllentsorgung vorzulegen. Allerdings ist dieser Antrag vollkommen überflüssig, denn für Anfang 2026 ist sowieso schon eine Überprüfung der Mülleimerbewirtschaftung im gesamten Stadtgebiet durch die Verwaltung vorgesehen. Zudem werden bei allen Hinweisen seitens der Bürgerinnen und Bürger auf Probleme dieser Art bereits jetzt Maßnahmen getroffen – seien es die Erhöhung der Leerungshäufigkeit oder das Aufstellen neuer Mülleimer. Mit 2.200 Mülleimern in ganz Rostock ist die Hansestadt zudem im bundesweiten Städtevergleich tatsächlich sehr gut aufgestellt. Wäre der Antrag nicht auf Wunsch der AfD-Vertreter zurückgestellt worden, um einige interne Dinge zum Antrag zu klären, wäre dieser vom OBR aus den genannten Gründen abgelehnt worden.
Außerdem wurde uns eine Informationsvorlage zum Neubau des 18-geschossigen Hochhauses mit einer Alu-Glas-Fassade, Grünflächen und Photovoltaikelementen am Kesselborn vorgelegt. Dieses soll Platz für Büroflächen bieten, aber auch für Hotellerie, Gastronomie sowie Versammlungsräume.
Und nun zum eigentlichen Hauptthema der OBR-Sitzung:
Der Rahmenplan Südstadt wurde im Rahmen mehrerer „Studio Südstadt“-Formate unter umfassender Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entwickelt. Zentrales Leitmotiv des Planungsprozesses und des entstandenen Plans ist das Motto „Südstadt bleibt Südstadt“ – die Bewahrung des besonderen Charakters des Stadtteils bei gleichzeitiger behutsamer Weiterentwicklung.
Der Rahmenplan versteht sich als leitender Rahmen, an dem sich künftige Bau- und Gestaltungsmaßnahmen orientieren sollen. Er bildet somit die Grundlage dafür, dass sich die Südstadt im Sinne ihrer Bewohnerinnen und Bewohner weiterentwickelt, ohne ihren gewachsenen Charakter zu verlieren. Der Rahmenplan konzentriert sich auf drei zentrale Themenbereiche: Verkehr, Freiraum und Städtebau.
Im Bereich Verkehr steht im Vordergrund, dass sich das Parkraumangebot nicht verschlechtern soll. Geplant wären Quartiersgaragen, um den ruhenden Verkehr zu bündeln und die Straßenräume zu entlasten. Gleichzeitig sollen Straßen neugestaltet und teilweise verkehrsberuhigt werden. Eine Begrünung der Seitenränder durch Baumalleen trägt zu einem angenehmeren Stadtklima und mehr Aufenthaltsqualität bei. Darüber hinaus ist der Ausbau von Mobilpunkten für Car-Sharing, Lastenradverleih und ähnliche Angebote vorgesehen. Ergänzend sollen multifunktionale Fahrradboxen in den Höfen der Südstadt, die nicht nur eine sichere Unterbringung von Fahrrädern ermöglichen, sondern auch zusätzlichen Stauraum für Gartengeräte oder einen Grill bieten, einen Mehrwert schaffen.
Der Bereich Städtebau legt den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung des Bestands. Statt großflächiger Neubauten wird auf maßvolle Eingriffe gesetzt, etwa durch Aufstockungen oder Verbreiterungen bestehender Gebäude oder Ersatzneubauten an gleicher Stelle. Ergänzend können kleine Punkthäuser entstehen, die Sichtachsen und bestehende Wege respektieren, sodass die Grünflächen zwischen den Häuserzeilen erhalten bleiben. Maß und Mitte sind als prägende Prinzipien des Neubaus vorgesehen, um die gewachsene Struktur des Quartiers zu bewahren.
Im Themenfeld Freiraum steht die Aufwertung und Weiterentwicklung der Grünflächen im Mittelpunkt. Dabei sind wasserspeichernde Flächen vorgesehen, die sowohl ökologischen als auch gestalterischen Mehrwert bieten. Zudem sind qualitativ hochwertige Spielplätze im Rahmenplan vorgesehen, die als attraktive Treffpunkte für Kinder und Familien dienen und die Aufenthaltsqualität im Quartier weiter steigern könnten.
In der anschließenden Diskussion stand vor allem ein Thema im Mittelpunkt – Schrödingers Baugebiet ist zurück (siehe Sitzung des OBR im Juni). Die Anwohnerinnen und Anwohner hatten im Rahmenplan entdeckt, dass die betreffende Fläche als „Gebäude in Planung / Gebäude im Bau“ ausgewiesen ist, und brachten daraufhin ihre bereits im Juni geäußerten Bedenken erneut vor. Neu hinzu kam diesmal, dass sie sich im Rahmen eines Studio Südstadt ausdrücklich den Erhalt dieser Grünfläche gewünscht hatten und sich nun überrumpelt fühlten. Das Grundproblem blieb jedoch unverändert: Dem OBR liegt nach wie vor kein Bauantrag für das Gebiet vor. Im Verlauf der Diskussion wurde der OBR schließlich aufgefordert, den Rahmenplan abzulehnen. Dabei stellte sich allerdings das Dilemma, dass die Fläche im Flächennutzungsplan ohnehin als Baufläche ausgewiesen ist. Eine Ablehnung hätte also zur Folge, dass der künftige Bauherr frei bauen könnte, während eine Annahme des Plans sicherstellt, dass sich ein späteres Bauvorhaben an den im Rahmenplan festgelegten Maßstäben orientieren muss. Nach einer intensiven und teils hitzigen Diskussion hat der OBR den Rahmenplan schließlich EINSTIMMIG angenommen. Dies hat auch den Vorteil, dass für die weitere Entwicklung ein zusätzlicher Beteiligungsprozess mit den Anwohnerinnen und Anwohnern der Ernst-Haeckel-Straße vorgesehen ist.