Ortsbeirat Südstadt

Radschnellweg: Benennung im Gedenken an Else Hirschberg

Sie war Rostocks erste weibliche Absolventin der Chemie und wurde aufgrund ihres Glaubens von den Nazis ermordet: Else Hirschberg, geboren am 11.02.1892 in Berlin, deportiert nach Auschwitz am 11.07.1942. Bereits 1928 promovierte sie und arbeitete einige Zeit am physiologischen Institut der Universität Rostock. Dem Wirken und dem Schicksal dieser Frau wird künftig auch im öffentlichen Raum der Südstadt, unweit dem heutigen Institut für Chemie, gedacht: Mit Beschluss des Hauptausschusses vom 14.06.2022 wird der neue Radschnellweg zwischen der Erich-Schlesinger-Straße und Satower Straße ihren Namen tragen.

Die Initiative dazu kommt vom Studierendenrat (StuRa) und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Rostock und ist der zweite Anlauf für solch ein Gedenken. Bereits im Jahr 2018 starteten diese Gremien mit dem Ortsbeirat Südstadt einen gemeinsamen Versuch zur regionalen Verwurzelung des Namens in der Nähe des Institut für Chemie in der Albert-Einstein-Straße. Seinerzeit warb die RSAG um Vorschläge zur Benennung zweier neuer Bushaltestellen. Unser Vorschlag wurde damals abgelehnt, weil laut Auffassung der RSAG kein regionaler Bezug bestünde. Statt dessen wurde die fragliche Bushaltestelle Joachim-Jungius-Straße getauft.

Als dann Mitte 2021 die Stadtverwaltung nach einem Namen für den Streckenabschnitt des neu gebauten Radschnellweges suchte, griffen die studentischen Gremien ihre Idee von 2018 wieder auf und stellten diese im November 2021 im Ortsbeirat Südstadt vor. Mit großer Mehrheit schloss sich der Ortsbeirat dem neuen Vorschlag an und auch der Hauptausschuss votierte am 14.06.2022 einstimmig für die Namensvergabe.

Geplante Benennung laut Vorlage im Hauptausschuss, 14.06.2022

Die Namensvergabe ist ein wichtiges Zeichen für den Rostocker Süden: An vielen Orten wird an das Schicksal ermordeter Juden über Gedenksteine erinnert. So auch seit 2017 für die Familie Hirschberg im Rostocker Zentrum. Diese Gedenksteine werden meist vor dem Wohnort der Verfolgten und Ermordeten installiert. Da aber die Südstadt und Biestow in den 1930er- und 1940er-Jahren schlichtweg kaum bzw. nicht existiert haben, muss hier das dringend notwendige Gedenken mit anderen Mitteln erfolgen. Dies ist nun mit der Straßenbenennung geschehen und wird hoffentlich einen Beitrag dafür leisten, die Gräuel aus der Schreckensherrschaft des Dritten Reichen nicht zu vergessen.


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