Ortsbeirat Südstadt

+++ Nachgefragt: Parken und Fahren auf den Gehwegen +++

Wir kennen es alle: Ab einer gewissen Uhrzeit erscheint die Suche nach einem Parkplatz nahezu aussichtslos. Zwar haben wir im Ortsbeirat Südstadt im letzten Jahr erfolgreich dafür gekämpft, dass der DMR-Parkplatz als Ausweichparkplatz weiterhin kostenlos ist – Doch bringt dieser vielen Bürgerinnen und Bürgern nahe der Brahe-Straße oder der Nobelstraße relativ wenig.

Zur Nobelstraße, zwischen Südstadt-Center und Kringelgraben, bekam ich daher vor Kurzem eine Nachricht von Gabriele K. Diese bemerkt tagsüber regelmäßig PKWs und LKWs, die auf den Gehwegen fahren bzw. dort parken. Einerseits ist dies für die Fußgänger sehr gefährlich. Immerhin kommen Kinderwagen und Rollatoren nur noch bedingt durch. Andererseits leiden die Gehwege und Grünanlagen darunter. Letztere sind vor einigen Hausaufgängen dermaßen heruntergefahren, dass nicht Mal mehr Gras wächst. Frau K. bat daher darum, dass durch bauliche Maßnahmen die Zufahrt auf die Gehwege verhindert oder zumindest erschwert wird. Solche Fälle kennen wir auch von anderen Straßen. Vor allem Nachts stehen immer mehr PKWs auf den Gehwegen oder sogar schon z.T. zwischen Bäumen und auf Spielplätzen.

Ich war mit dem Thema am 26.07. bei der Stadtverwaltung zu Gast und diese hat mir einige Informationen zusammengestellt, aus denen ich folgende Punkte ableite:

  1. Personaldichte: Fakt ist, dass die geschilderten Bereiche bekannt sind und schon Kontrollen durchgeführt werden. Bisher reichte die Personaldecke dazu jedoch bei Weitem nicht aus, was auch bei vielen Verkehrssündern bekannt ist. Da der Ordnungssenator aber eine stadtweite Personalerhöhung bei Ordnungskräften durchgesetzt hat, können nun auch in der Südstadt mehr Kontrollen durchgeführt werden.
  2. Schwerpunkte: Die zuständigen Stellen arbeiten mit Schwerpunktdefinitionen. Heißt: Ihre Laufwege orientieren sich an zuvor vorgeschriebenen Kontrollpunkten. Diese verändern sich ständig, da sich auch die Stadtteile ständig verändern. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich das Thema mit in den nächsten Ortsbeirat Südstadt nehme. Der Vorschlag: Über den Ortsbeirat führen wir eine öffentliche Veranstaltung mit den Bürgerinnen und Bürger unseres Stadtteils durch. Dort werden wir gemeinsam diskutieren, wo die Ordnungskräfte verstärkt eingesetzt werden sollen.
  3. Völlig blockieren kann man leider die wenigsten Wege, da diese u.a. auch als Zufahrten für Feuerwehren und Notdienste dienen.
  4. Stellt man die pro Jahr in Rostock neu angemeldeten PKWs hintereinander, so erreicht diese Schlange etwa 4 km. Hinzu kommen die wachsenden Pendlerzahlen. Wir brauchen also nicht nur Sanktionen – Wir brauchen ein vernünftiges Verkehrskonzept! Mit dem Ausbau von P&R-Systemen könnte ein Teil der Pendler vor den Toren der Stadt aufgefangen werden. Parkplätze zu Anwohnerparken zu machen und gleichzeitig zu wissen, dass nicht überall kontrolliert werden kann, bringt nichts. Für den Rostocker Süden brauchen wir daher eine grundsätzlichere Lösung. Für mich wäre es ein denkbarer Schritt, dass das Parkhaus am Südstadt-Krankenhaus kostenlos wird. Somit würden die PKWs der bisher verstärkt im Umfeld parkenden Patienten und Mitarbeiter keine Parkplätze mehr blockieren.

Um es abschließend nochmal mit aller Deutlichkeit zu sagen: Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr kann nur durch Kontrollen und Sanktionen begegnet werden. Zugleich muss aber auch eine realistische Vorstellung entwickelt werden, wie wir künftig die Mobilität und das Parken gestalten wollen. Für die Bitte von Frau K. bin ich jedenfalls zuversichtlich, dass kurzfristig zumindest die Kontrollen in der Nobelstraße zunehmen.


Ihr habt es vielleicht bemerkt: Dies ist der erste Beitrag in einem neuen Format:
Nachsitzen“ kennt ihr ja (hoffentlich) schon: Das sind meine Berichte zum Ortsbeirat.
Mit „Nachgefragt“ möchte ich eure Themen beispielsweise in die Stadtverwaltung tragen und auf meiner neu aufgebauten Website berichten.
Als drittes wird bald „Nachgehört“ starten – Als Podcast werde ich euch dann regelmäßig von der Bürgerschaft berichten. Diesen Podcast findet ihr dann auf meiner Website und überall, wo es Podcasts gibt.

3 Gedanken zu „+++ Nachgefragt: Parken und Fahren auf den Gehwegen +++

  • Martina Bartsch

    Die Kontrollen finde ich gut. Nur wird es gewiss nicht immer die richtigen treffen. Ich wohne in der Hufelandstraße. Wenn ich vom Schichtdienst nach Hause komme finde ich nur selten einen Parkplatz. Ein Knöllchen durfte ich schon begleichen. Gebührenfreies Parkhaus und zusätzlich Anwohnerparkausweise. Dann erst gibt eine Kontrolle Sinn.

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  • Klaus Walter

    Das Parken im Parkhaus kostenlos zu machen würde doch aber das Parken direkt vor Ort attraktiver machen. Das wäre genau die falsche Entwicklung. Um Pkw-Verkehr aus der Stadt rauszubekommen, darf Parken nicht überall kostenfrei sein. Ein privat angeschaffter Pkw nimmt ca 12 qm öffentlichen Raum ein. So groß sind nichtmal einige Kinderzimmer!

    Kostenloses Parken in der Innenstadtbereich führt langfristig zu Platznot und damit einhergehend sind steigende Mieten.

    Antwort
  • Gabriele Köpke

    Auto-Parkplätze sind Auto-Verkehrserleichterungsmaßnahmen. Eine Autoförderung. Parkplätze gibt es nicht geschenkt. Alle, auch die, die kein eigenes Auto haben, bezahlen. Durch hohe Mieten, hohe Warenpreise, Verlust der Aufenthalts- und Kommunikationsflächen im öffentlichen Raum, Immobilität, Gesundheit, Bewegungsmangel, “Unfälle”, Luftverschmutzung, Lärm, Feinstaub (Reifenabrieb), Umweltzerstörung. Kommunen haben tagtäglich gigantische reale Autokosten. Externe Kosten, die nicht die Autobesitzer tragen (Straßenbau- und Unterhaltung, Verkehrszeichen, Ampeln, Abpollerungen, Brücken, Straßenbeleuchtung, Reinigung, Wasseraufbereitung. Das Geld fehlt an anderer Stelle. Das ist unsozial.

    Herstellungskosten für Stellplätze
    Stellplatzkosten für Pkw (Werte zu den Kosten entstammen Beispieldokumentationen aus Dortmund* (2006) und Berlin** (2010) Quelle*: W. Sogalla, Zukunftsstandort Phoenix West, Präsentation im Rahmen der Fachtagung des Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit NRW, 2007 (sowie eigene Recherchen) Stellplatzkosten für Pkw . Herstellungskosten [€]
    ebenerdiger Stellplatz 2.000 – 3.500
    Parkpalette 4.000 – 10.000
    automatisches Parkhaus 8.000 – 14.000
    konventionelles Parkhaus 7.000 – 25.000
    Tiefgarage 15.000 – 25.000
    Weitere Kosten für Pkw-Stellplätze
    – Grunderwerb: abhängig von Lage
    – Kosten für die Bewirtschaftung (Betriebskosten): 50 – 150 € je Stellplatz
    – Energie (Beleuchtung, Anzeigen- und Geräteversorgung R)
    – Beschilderung, Markierung
    – Reparatur/Wartung
    – Reinigung ○ Personal ○ Versicherung ○ Entwässerung, Entsorgung

    http://www.kliniksued-rostock.de/aktuelles/news/news-detail/datum/2016/06/30/eroeffnung-des-parkhauses-des-klinikums-suedstadt.html 30.06.2016
    Mit 367 neuen Stellplätzen auf vier Etagen, mit acht Halbebenen auf 10.500 m² wird die Parkplatzkapazität erheblich erweitert. 3,3 Millionen Euro (8991,83 Euro/ Parkplatz)

    Deutsche Innenstädte sind vom europäischen Spitzenpreisniveau noch weit entfernt
    Stadt Monatsgebühr in US-$
    London City 1083
    London West End 1014
    Zürich 822
    Rom 718
    Genf 704
    Amsterdam 586
    Wien 575
    Kopenhagen 567
    Stockholm 546
    Mailand 517

    Amsterdam wird ab 2019 die Zahl der Auto-Anwohnerparkberechtigungen im Zentrum um jährlich 1.500 reduzieren. Diese werden nicht mehr vergeben. Dadurch könnten bis 2025 bis zu 11.200 Auto-Parkplätze entfernt und durch breitere Gehwege, Straßengrün und Radwege ersetzt werden. Quelle: https://www.zukunft-mobilitaet.net/169960/urbane-mobilitaet/parken-in-amsterdam-bewohnerparkausweis-parkgebuehren-rueckbau/

    Grundsätzlich gehören Auto-Parkplätze an den Rand der Städte in Nähe der ÖPNV-Haltestellen bzw. Radschnellwege. Das allein reicht nicht. Das umfangreiche Auto-Schnellstraßennetz in und um Rostock muss in ein Auto-Langsamstraßennetz umgebaut werden. Dafür muss Radfahren und Gehen beschleunigt werden. In der Rostocker Studie zum Pendelverkehr sind weitere gute umsetzbare Vorschläge unterbreitet worden. Warum werden die nicht umgesetzt? Desweiteren muss die soziale Infrastruktur in Nähe der Wohnorte verbleiben. Davon herrscht leider Mangel in der Südstadt. Fußläufige Erreichbarkeit. Denn die Zunahme des Fahrradverkehrs ist die Folge der Auto-Geschwindigkeit, die dazu geführt hat, dass alle lebensnotwendigen Ziele in die Ferne rückten. So, nun habe ich wieder viel zu viel geschrieben. Dabei brennt mir noch so viel unter den Nägeln.

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